#002 - Ausbau: Kiste hinterm Fahrersitz

Endergebnis: Kiste eingebaut im Bus

Nachdem wir „unseren“ T5.2 California Beach dann „neu“ gebraucht gekauft hatten (2021), stellte sich recht schnell die Aufgabe, Stauraum zu schaffen. Meine damaligen Recherchen ergaben nichts wirklich passendes. Am ehesten gefiel uns noch die Idee, den Ikea Alex, wie z.B. bei https://vanclan.de/2019/08/22/kuechenblock-im-schienensystem-des-vw-bus-t5-t6-auf-basis-von-ikea-alex/ gezeigt zu nehmen, aber eigentlich war uns das zu schwer und nicht schön genug und entsprach nicht wirklich unseren Anforderungen.

Unsere Anforderungen

Die „Kiste“ sollte…

  • ...sich leicht ein- und ausbauen lassen, damit der Nutzwert des Busses erhalten bleibt (das ist ja das schöne am Beach, dass der auch 100% Multivan kann)
  • … ihren Stammplatz hinter dem Fahrersitz haben
  • … eingebaut bleiben können, wenn die Rückbank inklusive Multiflexboard zum Bett umgeklappt wird
  • … Platz für folgendes bieten:
    • 3 IKEA Samla-Boxen
      B: 395 H: 140 T: 285
    • 2 IKEA Samla-Boxen
      B: 395 H: 280 T: 285
    • unsere Kühlbox (Mobicool TC 16-12/230)
      B: 392 H: 450 T: 300
  • … in der Optik (wenn ich es schon selbst baue) den Cases ähneln, wie man sie auf Festivals / Konzerten sieht (wenn die Roadies in der Umbauphase mit ihrem Krams kommen)
  • … sich wie einen Rollkoffer ziehen lassen (mit so einem Ausziehding und zwei Rollen)
    gleich vorweg: das hat nicht geklappt. Die Kiste hat zwar zwei Rollen, ist mit ihren  30 kg aber viel zu schwer zum ziehen mit so nem Rollkoffergriff - das würde ich nicht nochmal so machen, siehe unten

In unserem ersten Campingurlaub mit dem Bus hatte sich die Anordnung „ne große unnd zwei kleine Samla-Boxen und daneben die Kühlbox, Spanngurt drum und fertig“ als „irgendwie ok, aber bisschen mehr Platz wäre gut“ herausgestellt, aber es nervte, dass man immer den Spanngurt abmachen musste um an irgend etwas dranzukommen. Insbesondere während der Fahrt mal ein Spielzeug für die Kleinen oder etwas aus der Kühlbox holen, funktionierte gar nicht.

Aber es entstand die Idee „bau doch einfach ne Kiste drum, sodass man die Boxen rein und rausziehen kann und fertig“.

Und so wurden diverse Anordnungen aus Samla-Boxen und Kühlbox versucht. Hier die finale „Versuchsanordnung“:

Idee der "Kiste um die Samla-Boxden" - Blickrichtung von der Sitzbank richtugn Fahrersitz

  • Unten die beiden großen Samla-Boxen, die man zur Beifahrerseite hin herausziehen können soll
  • Die Kühlbox wird von oben rein- und rausgestellt und soll sich während der Fahrt öffnen lassen (damit der Deckel umklappen kann, darf der "Rücken" nicht ganz bis nach oben gehen)
  • Die kleinen Samla-Boxen als Schubkästen, die sich ebenfalls Richtung Beifahrerseite herausziehen lassen sollen
  • Und oberhalb der Samla-Boxen noch eine kleine Ablage mit Rahmen drum, dass die Kinder mal ein Buch, den TipToi-Stift, das Brot, Whatever dort hinlegen können und nicht immer alles im Bus herumfliegt

Ich hatte lange überlegt, ob es denn zielführend ist „um die Samla-Boxen herum“ die Kiste zu bauen, oder ob es nicht einfacher wäre Holzkisten aus dem Baumarkt zu nehmen und da einfach Auszugschienen dran zu schrauben und so die Kiste zu bauen. Oder ob man überhaupt Auszugschienen braucht oder nicht einfach ein paar Leisten nimmt, auf denen die Samla Boxen hin- und herrutschen können, mit einnem Verschluss vorn... heute bin ich froh, dass ich den etwas aufwändigeren Weg genommen habe, Rahmen zu bauen in die die Samla-Boxen reingesetzt und rausgenommen werden können und diese Rahmen an Auszugschienen zu befestigen. Das ist sowohl beim beladen des Busses, als auch zum sauber machen der Schubkästen super.

Als diese Entscheidungen alle gefällt waren begann ein sehr schöner und langer Prozess aus messen, Teilen recherchieren, Teilen bestellen und Teilen vermessen, konstruieren mit Fusion 360, Holz recherchieren, schrauben recherchieren und schließlich Holz bestellen (ich habe es Zuschneiden lassen, bei https://www.zuschnittversand.de, und würde das immer wieder so machen, denn die Profis bekommen das einfach besser hin).

Und am Ende Stand ein wundervolles „Männer-Wochenende“ im Fachbereich Technik eines meiner besten Freunde. An diesem wurde gebohrt, gefräst, geleimt und geschraubt. Machte sehr großen Spaß.

Details

Verschluss der Schubladen

Um „Höhe zu sparen“ sind die Verschlüsse auf einer Seite unterhalb der Rahmen in die die Samla-Boxen eingesetzt werden. Sieht so aus:

Details: Verriegelung der Schubladen (1)
Details: Verriegelung der Schubladen (2)

Diese Fallenschlösser haben den großen Vorteil, dass im geschlossenen Zusatnd nix heraussteht (man bleibt nicht hängen)und man kann sie mit einer Hand bedienen und dennoch gehen sie nicht selbstständig auf.

Machen, dass die Kühlbox nicht klappert

Ich kann es beim Fahrrad schon nicht leiden, wenn etwas klappert, noch weniger beim Auto. Deswegen durfte auf keinen Fall die Kühlbox klappern. Ich habe mir dafür (da ich ja eh bei Aweo die Griffe, Rollen, Gummifüße und Metallecken bestellte) Schaumstoff bestellt und davon zwei keilförmige Streifen an den Zwischenrücken geklebt (Doppelseitiges Klebeband + Gaffer-Tape - dann hält es) - um es mit den Worten unseres ex. Obersten Chefs zu sagen: „da scheppert nix“.

Verwindungssteifigkeit der Kiste

Da ich einen „Zwischenboden“ oberhalb des langen Auszugs mit den zwei großen Samla-Boxen und einen „Zwischenrücken“ zwischen Kühlbox und den drei kleinen Samla-Boxen eingebaut habe, ist die Kiste in alle Richtungen sehr verwindungssteif. Und da in der Werkstatt meines Vertrauens eine Oberfräse vorhanden war, habe ich sowohl den Zwischenrücken, als auch den Zwischenboden 4 mm „zu breit“ konstruiert, sodass beide in einer Nut sitzen. Das gibt gefühlt nochmal Punkte und hilft vor allem dabei die Kiste gerade und rechtwinklig zusammen zu bekommen.

Füße & Befestigung am Boden

Damit die Kiste nicht im Dreck steht, wenn ich sie ausbaue und damit die auch nicht direkt auf den Schienen im Cali steht, habe ich die Kiste auf fünf Gummifüße gestellt. Die sind auch hoch genug, damit die Rollen keinen Bodenkontakt mehr haben, wenn die Kiste steht. Fünf deswegen, dass ich durch das Festschrauben der Kiste am Schienensystem nicht zu viel Verformung im Boden erzeuge - aber vielleicht war die Sorge auch unbegründet. Steht jedenfalls gut so.

Deatil: Befestigung der Kiste auf dem Schienensystem

Befestigung am Schienensystem erfolgt mittels T-Schrauben. Diese wurden aber wie folgt modifiziert:

  • ich hatte mit Edding einen Strich oben an der Schraube gemacht, dass man sehen kann, in welcher Stellung der Querträger des „T“-ist
  • das wurde vom Profi (mein Kumpel mit der Werkstatt) dann nochmal mit der Flex „nachgezogen“
  • wenn ich die Kiste im Winter mal ausbaue mache ich noch 'nen roten Lacktupfer in die geflexte Nut, dann sieht man auch im Schummerlicht, ob die Schrauben halten sollten oder ob man sie aus dem Schienensystem rausziehen kann.

Ich habe mich für die 70mm Schrauben entschieden. Die sind ca. 5mm zu lang, sodass die Samla-Boxen mit ihren Füßen daran „langschubbern“ - ich habe nach dem ersten Einsatz dann mit der Rundfeile an den entsprechenden Stellen Aussparungen in die Samla-Füße gefeilt (weil man schneller Plastik wegfeilt als Metall absägt).
Die Nutensteine die unten im Bild zu sehen sind haben wir, weil noch Zeit war, aus Holz gebaut, welches noch übrig war. Die sind ganz gut, aber ich glaube, das geht auch mit entsprechend großen Unterlegscheiben.
Und bevor jemand fragt, was das links ist, warum da ein Inbusschlüssel steckt: das ist der Inbusschlüssel den man braucht um die T-Schrauben um 90° zu drehen (um also den Schrank in auf dem Schienensystem zu befestigen) - da weiß ich immer wo der ist - Nerd halt…

Schrauben für die Kiste

Damit das „ordentlich“ aussieht und zum „Metall / Siebdruckplatte“-Farbkonzept passt, wollte ich unbedingt mit Edelstahlschrauben arbeiten, und Torx sollte es auch sein (statt Kreuzschlitz). Und da viele Stirnverschraubungen dabei sind, durften diese aber leider auch nicht zu dick sein. Folgende Schrauben habe ich dann genommen - und es hält sehr gut:

  • Korpus (außer die kleine Leiste Oben, die wurde von unten mit kürzeren Schrauben verschraubt): Torx, Senkkopf, 3x40
  • Auszugschienen (sowohl um diese am Korpus, als auch um die Schubkästenrahmen festzuschrauben) Torx, Halbrundkopf, 3,5x12
  • Metallecken Torx, Halbrundkopf, 3x12 (hätte man auch die 3,5x12 nehmen können)

Griffe, Rollen und Füße habe ich nicht mit Holzschrauben verschraubt, sondern dafür habe ich Löcher gebohrt und mit Metallschraube + Scheibe + Mutter die Befestigung hergestellt - gerade bei den Griffen erschien mir das der beste Weg um einen Reibschluss zwischen Griff und Wand herzustellen. Das wollte ich den kleinen Edelstahlschrauben nicht zumuten.
Dafür hatte ich ein Standard Schrauben + Muttern Set aus dem Baumarkt. Damit auch dieses Finish etwas over-the-top wurde kam der Werkstattbesitzer noch mit einer Flasche Loctite an - muss man wahrscheinlich auch nicht, aber: geht halt.

Gesamtkosten

Billig war das nicht, aber es ist ja auch Hobby. Ich habe mal alles, inklusive Kosten für 1 Monat Fusion 360 Lizenz (brauchte ich, damit ich aus dem 3D Modell die Zeichnungen zu machen konnte, sonst muss man jedes PDF einzeln machen, da hatte ich keine Lust zu) und viel zu viele Schrauben etc. zusammengerechnet und kam auf knappe 600,- EUR. Das geht sicherlich auch billiger, gerade die Verschlüsse gibt’s auch in Plaste und Elaste. Bei den Auszügen würde ich nicht sparen, aber die Metallecken, Griffe und Gummifüße kann man sicherlich auch weglassen. Und man muss auch keinen neuen Schaumstoff beschaffen, sondern findet bestimmt irgendwas, was man gegen Klappern reinstopfen kann. Und wenn man beim Holz bereit ist Abstriche bei der Qualität zu machen, findet man bestimmt an anderer Stelle günstigere Angebote.

Was an der Lösung nervt…

… ist die Kühlbox, denn die ist halt leider ziemlich laut. Dafür ist sie relativ klein. Und man kommt während der Fahrt problemlos an die Inhalte (wenn man hinten bei den Kids sitzt). Ideal wäre es, wenn es eine Kompressor-Kühlbox in dem Format (B: 392 H: 450 T: 300) gäbe - das würde ich mir wünschen. Aber die sind immer breiter und dafür nicht so hoch. Man müsse also die ganze Kiste anders entwerfen. Das lohnt jetzt auch nicht wirklich.

Aktueller Workaround ist, die Kühlbox Nachts einfach auszuschalten, dann kann man auch schlafen. Und vielleicht schaue ich mal in die Schaltung - es müsste ja irgendwie gehen, dass man auch im 12V Betrieb den Lüfter mit weniger Umdrehungen (Eco Modus) laufen lässt, statt mit maximaler Drehzahl. Aber das hat bestimmt etwas mit der Kühlleistung zu tun, man braucht ja Spannung um den Temperaturunterschied zu machen… naja, nächstes Projekt ;-)

Wer hier schlaue Ratschlage hat: ich wäre für Tipps dankbar!

Was ich beim nächsten mal anders machen würde

Vorsicht, jetzt kommt Jammern auf hohem Niveau… es geht um die letzten 5% Optimierung - ich bin eigentlich echt zufrieden mit der Lösung. Aber so einen Text lesen ja nunmal Perfektionisten oder ;-)?

Die Sache mit den Rollen…

… den Anwendungsfall habe ich immer noch, dass ich die Kiste nach dem Ausbau ggf. ziemlich weit „schieben“ muss, da wir in der Stadt wohnen und der Bus meist weit weg von unserer Wohnung parkt. Ich würde für die paar mal, die das passiert aber beim nochmaligen Bau auf ein Rollbrett zurückgreifen und den Aufwand mit Aussparungen für die Rollen etc. sparen.

Die Langlöcher im Boden…

…da habe ich auf der Zeichnung etwas gegeizt. Die dürften ruhig etwas weiter Richtung „Bus Außenwand Fahrerseite“ verlagert werden - so 10 - 20 mm

Fluchten der Schrauben…

…irgendwie dachte ich beim konstruieren, dass es nicht so wichtig ist, ob die Schrauben in einer Flucht sind oder nicht. Vielleicht lag es auch daran, dass das ganze Projekt am Laptopbibdschirm konstruiert wurde und ich immer nur den Abschnitt des 3D Modells gesehen habe an dem ich etwas gemacht habe, jedenfalls würde ich beim nächsten mal darauf achten, dass die Schrauben alle in einer Flucht sind (gleiche Abstände vom Rand).

Bohrlehre für das Vorbohren der Löcher…

…obwohl wir zu zweit gearbeitet haben, sind die Löcher beim Vorbohren nicht immer exakt rechtwinklig geworden. Und das ist gerade bei den längeren 3x40 Schrauben die in die Stirnseiten von Rücken, Zwischenrücken, Boden, Zwischenboden und Deckel geschraubt wurden tw. problematisch. Es gibt Stellen (also zwei), da sieht man dass sich das Holz leicht nach außen wölbt, weil die Schraube schräg verläuft. Hier würde ich beim nächsten mal zu einer Bohrlehre greifen.

Die Soft-Closing-Vollauszüge…

… die sind schon gut und OK, nur leider lassen sich die 300mm Auszüge auch nur genau 300mm anziehen, was leider „ein Fitzelchen“ zu wenig ist, damit man die Deckel der Schubladenabnehmen kann. Workaround ist klar und funktioniert auch (Deckel runternehmen bevor man die Samla-Box in den Rahmen setzt). Und man muss auch immer den Auszug ein bisschen demontieren, wenn man die Boxen rein- und rausnehmen will.

Ich würde beim nächsten mal noch etwas mehr suchen, ob ich nicht doch irgendwo Auszüge finde, mit einer Einbaulänge von 300mm, die Ausgezogen vllt. 650mm lang sind. Bei den langen Auszügen unten ist das kein Problem, da ist die Auszuglänge auch größer als die Einbaulänge.

Vielleicht würde ich auf Soft-Close verzichten und statt dessen die ohne Soft-Close mit mehr Auszug nehmen (wobei gerade mit Kindern Soft-Close und - damit einhergehend - „nicht ganz leicht zu öffnen“ auch cool ist).

Das sind KEINE Affiliate Links- ihr könnt gerne auch woanders kaufen. Das ganze Case Zubehör gibts natürlich auch bei Thomann, aber ich finde den „kleinen“ Aweo-Shop irgendwie sympathisch und der Liefert wahnsinnig schnell (und Thomann ist ja nun auch nicht langsam). Und zwei Sachen habe ich tatsächlich beim bösen Amazon gekauft…

Neben dem Holz (https://www.zuschnittversand.de - nochmal: absolute Empfehlung, das ist auf den mm genau und eben genau rechtwinklig, etc.) habe ich folgendes Verbaut:

Zeichnung (Download)

ACHTUNG:
OHNE GEWÄHR! Bitte selbst nochmal das Hirn einschalten! Ja, ich habe da lange dran gesessen und wir haben die Kiste nach den Plänen auch gebaut, aber wie das so ist bei Projekten, man muss schon noch paar mal messen, hinschauen und sich das vorstellen, bevor man die Fräse ansetzt.
Was auf der Zeichnung fehlt: die Ausschnitte, die. Wir gemacht haben (im Zwischenrücken und Zwischenboden) um etwas Gewicht zu sparen, das haben wir nach Bauchgefühl gemacht.

Zur Inspiration, hier zum Download

Weitere Bilder

Ergbnis nach einem schönen Wochenende in einer tollen WerkstattUntere Schublade ohne BoxenUntere Schublade mit Boxen